Vorweg

Nach einer kurzen Pause….6,5 Jahre, geht es weiter. Es bleibt ein Reiseblog. Wie der Titel des Blogs schon verrät, bin ich unterwegs, vor allem beruflich, allerdings auch in meiner Freizeit gerne on Tour. Die Fortbewegungsmittel sind verschieden, Fuß, Fahrrad, Transporter, Bahn…

Schmalspur bei Dippoldiswalde in Sachsen, Osterzgebirge

Interesse habe ich an Infrastruktur, Geschichte, Geographie, eben alles, was Orte besonders macht, auch ihre Verbindungen, Vernetzungen und Verletzungen, Struktur und Destruktive. In den letzten Jahrzehnten bin ich in verschiedensten Konstellationen unterwegs gewesen, das heißt, es werden nicht nur aktuelle Blogs erscheinen, sondern auch Erinnerungen, aus Erinnerungen und Aktuellem vermischtes, also nie objektiv, nie eine Geschichte mit einem Anfang und einem Ende, der persönliche Blick, das getrübte und betrogene Gedächtnis, nicht die Wahrheit, keine bewusste Lüge hoffentlich, wahrscheinlich kaum Einkaufstipps.

Aus vorher Gesagtem ergibt sich der Schluss, dass die beschriebenen Orte doch ganz anders sein könnten, ich hoffe es sehr. Im Eulenspiegel, eine satirische Zeitschrift in der DDR (ja, die gibt es heute noch) gab es in Leserbriefen oft die Redewendung: „Unsere Menschen sind nicht so!“ Ich bin auch nicht so und bitte das, beim Lesen und Beurteilen der Texte zu berücksichtigen.

Vorweg

Fort Lauderdale

Nach einer längeren Pause eine erneute Meldung,  diesmal schon aus Florida,  kurz vor dem Abflug,  dachte ich,  leider Verspätung.  Leider ist die Zeit in Gods own Country over. Das Auto ist wieder bei Hertz und ich werde irgendwann heute nacht durch die Zeitzonen eilen, der Sonne entgegen.
Meine letzte Meldung kam aus dem Hotel „Historic Streetcar Inn“ aus dem amerikanischen New Orleans,  dem Garden District.

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Eine in vielen Belangen grüne Ecke der Stadt,  schattige Gärten,  alte Villen, Bioläden und die entspannte Haltung der Menschen.  Die Häuser sind teuer und schick,  wesentlich größer als im French Quarter. Auch hier ist sehr viel
Bautätigkeit, eine der Folgen von Katrina war auch der Abriss vieler Häuser aus dem sozialen Wohnungsbau.

Um meine Termine zu erreichen  werden die Touren jetzt länger,  die Fotos weniger.  Entlang der Golfküste sind die Straßen oft auf Betonstelzen gesetzt ,  lange  Brücken führen über die Buchten,  am Horizont erkennt man die Anlagen der Ölindustrie oder Ferienanlagen. Nach Louisiana folgt Mississippi,  diesem Staat hätte ich gern mehr Zeit gewidmet.  Dann wieder der Sunshine Staat,  diesmal geht es im Norden des Staates Florida Richtung Atlantik. Ein preiswertes Motel in the  „middle of nowhere“ wartet,  kurzer Besuch der Tankstelle, Donald und Hillary haben es  in den Vorwahlen gemacht, entnehme ich dem Röhrenfernseher, wenn Bild ist und die Klimaanlage nicht zu laut ist. 

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Im Radio habe ich übrigens  einen Sender gefunden,  der sich Offenbarung nennt,  vielleicht auch nur ein Programmblock einer christlichen Station. Es ist wohl offensichtlich und klar zu belegen, das die Weltregierung kommt und eine marxistisch-leninistische wird, diese wird das Wort Sozialismus nicht benutzen,  aber es wird so kommen, eindeutig nachzulesen. Im Durchschnitt sind immer 3-4 christliche Radiostationen im Frequenzbereich. Den Rest des Frequenzbandes teilen sich 4-5 Countrystationen und ein paar Formatradios. Vorteil der christlichen Stationen ist, das die Werbung nicht so laut und penetrant ist. Meistens höre ich allerdings Public Radio. Bin ja auch schon älter und kann Texten länger als 20 Sekunden folgen.

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Dank der vielen Meilen am Tag zuvor kann ich es am  Sonntag etwas ruhiger angehen lassen und besuche zunächst einen Flohmarkt.

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Hier ist alles zu finden,  was für Fischen, Jagen und für die Farm zu gebrauchen ist, natürlich auch DVD’s, alle mögliche Technik und Emailleschilder. Die Schilder beziehen sich oft auf den zweiten Zusatz zur Verfassung  (das Recht auf Waffenbesitz), etwa: „Aufgrund der gestiegenen Munitionskosten wird kein Warnschuss abgegeben“ .  Hier in Florida gilt „Stand your ground“ was durchaus dazu führen kann, dass man erschossen wird, wenn man ein Grundstück betritt. Wen die  Bürger hier im Weißen Haus haben wollen,  ist oft auf Stickern zu lesen. Das Politiker in den Knast gewünscht werden,  ebenfalls. Hier ist allerdings Hillary gemeint, nicht wie in New Orleans GW. Ein freies Land beinhaltet unterschiedliche Meinungen, Stadt und Land ticken sehr unterschiedlich. 

100 Meilen nach Süden und links abgebogen bin ich endlich an einem meiner unbedingten Reiseziele.

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Cape Canaveral, der Ort,  wo es 1969 zum Mond ging,  ist eingebettet in ein riesiges Naturschutzgebiet, während der Bustour zu den Werkstätten und Abschussrampen waren auch einige Alligatoren zu sehen (Essen auf Rädern war der Kommentar der Busfahrerin). Ich war beeindruckt,  seit einigen Jahren wird hier wieder richtig investiert,  die privaten Investoren  (SpaceX, Boeing und andere) und die NASA bauen an neuen Abschussrampen,  in jeder Präsentation wurde der Zukunftsaspekt zum Beispiel neue Mondlandungen oder die Marsmission betont.

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Das ist übrigens der Kontrollraum für den Start der Apollomissionen, nach dem Start wurde dann an Houston übergeben.

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Die Eintrittspreise scheinen auch einen Raumflug zu beinhalten, leider habe ich DEN Startplatz nicht gefunden.

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Anschließend,  ohne Pause, des Nachts am Atlantik entlang bis nach Fort Lauderdale, fand ich ein Bett. Über den Rest,  genauer über den Montag,  erzähle ich später .

Fort Lauderdale

The Big Easy

Es sind immer noch 100.000 weniger Einwohner als 2005, der Hurrikan Katrina wird für immer im kollektiven Gedächtnis der Stadt bleiben. Immer noch findet man Aufkleber,  welche den damaligen Präsidenten sonstwohin oder auch an sehr konkrete Orte wünschen. Die neueren Aufkleber und Graffiti richten sich unter anderem gegen Airbnb und wünschen sich Nachbarn statt Touristen.  Das betrifft vor allem das Viertel,  wo ich die erste Nacht verbringe, Bywater. Die wahrscheinlich berühmteste Straße dieses Viertels wird dem englischen Originaltitel des Buches im Moment nicht gerecht,  da die Straßenbahn saniert wird.

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Meine Unterkunft kostet 80 Euro,  ich habe Glück,  es ist fast nichts zu bekommen.  Das typische New-Orleans-Häuschen wird komplett an Touristen vermietet.
Bei meinen Versuchen, am nächsten Tag eine Bleibe zu finden,  scheitere ich, unter 2 Tagen will keiner vermieten.
In Bywater und im angrenzenden French Quarter könnte man jedes Haus fotografieren,  so viele Farben und fantasievolle Schmuckelemente sind, trotz der mehr oder weniger gleichen Bauweise, meist einstöckig, Veranda zur Straße,  zu finden.

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The Big Easy, der Spitzname von New Orleans , ist zu recht vergeben. Die Bevölkerung ist bekanntermassen multikulturell, nicht nur nach Ethnien sondern auch in alle anderen Glaubens-Lebens- und Weltanschauungen. In einem Park habe ich sogar eine Gruppe Punker mit Hunden getroffen.  Es wird auch auf der Straße geraucht, häufiger als sonst. French Quarter ist fast rund um die Uhr eine Bühne, viele Straßenkünstler, ganze Orchester , Straßenmusiker und in fast jeder Bar Livemusik. Im Blacksmith, eine Kneipe am Beginn der Bourbonstreet, ausnahmsweise nicht,  die Atmosphäre hat mich stark an die Szenekneipen im Prenzlauer Berg Anfang der 90-er erinnert.  Wunderbar dunkel,  tratschende Kellnerinnen,  glücklicherweise kann ich dem Louisiana-Slang nicht wirklich folgen.

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Ich habe mir zwei Liveauftritte angesehen,  einen in einer Bar namens „Handgrenade“ , das ist der dortige 10$ Drink.

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Die Kapelle, 2 Frauen an Bass und Gitarre und ein Mann am Keyboard haben eine Mischung aus Country,  Rock und Folk gespielt,  am Wichtigsten war aber die Interaktion mit dem Publikum,  den Insiderjokes konnte ich leider nur bedingt folgen.  Die „Handgranate“ habe ich nur bis zu 5$ ausgekostet, das ermöglichte es mir, in der nächsten Bar noch eine halbe Stunde einem klassischen Jazzorchester zu lauschen.  Hier,  wie zuvor in Memphis und Nashville gilt natürlich auch, für  Erkenntnisse zur Musikszene, Trends etc. sind die Szeneviertel nicht geeignet,  richtig Neues spielt sich sicherlich woanders ab. Ausserdem benötigt es viel mehr Zeit.
Zurück zu meinem Quartier bin ich wieder gewandert,  New Orleans macht auch zu dieser Stunde einen sicheren Eindruck,  zumindest für einen männlichen  Erwachsenen in diesen Vierteln.

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Am folgenden Tag,  habe ich quasi den selben Spaziergang mit einer Erweiterung zur Canalstreet und zum Hafen unternommen. Am Tag ist so
ab 11 das Aufräumen und Liefern im French Quarter vorbei, die Straßenkünstler nehmen ihre Plätze ein, die Touristenmengen werden dichter. Am Tag sieht man dann mehr
Bettler und viel Armut, das gilt natürlich nicht nur für New Orleans, sondern war auf meiner gesamten Reise sichtbar,  m.E. viel mehr als zum Beispiel in Berlin. In New Orleans allerdings ist auch Armut multiethnisch.

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Spannend dann der Besuch im Voodoo-Museum, drei Räume,  in welchen man sich über Geschichte, Personen und Rituale des Voodoo-Kults informieren kann. Der Eintritt kostet 7$, es wird geraten,  an den Ausstellungstücken das eine oder andere Geldstück zu hinterlassen,  das habe ich sicherheitshalber,  wie viele andere auch,  getan.

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Es ist mir dann noch gelungen,  im amerikanischen Teil der Stadt, im Gardendistrict, ein  Hotelzimmer zu ergattern,  aus diesem Zimmer jetzt also der Beitrag,  über diesen Teil der Stadt vielleicht demnächst noch etwas.
Zwei Dinge noch am Rande. Es gibt viel mehr Fotos,  die möchte ich aber noch sichten und später veröffentlichen.  Am Ende meiner Reise werde ich ein Fazit schreiben,  aber vielleicht schon vorausgeschickt, New Orleans war bis jetzt die schönste Stadt.

The Big Easy

Louisiana beautiful

Die Sonne scheint, jetzt sind es 10 Grad,  bis zu 20 können es werden.  Ich hatte meine bisher beste Unterkunft bei Brett

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und Darrin, diesen Beitrag  schreibe ich hier. Ein typisches Südstaatenhaus, das Grundstück ist bevölkert mit vielen Katzen,  Hunden, Hühnern,  im Sommer ein Meer von Pflanzen.  Man merkt beiden an, dass es ihre Erfüllung ist, der Kauf des Hauses vor einigen Jahren war nach einer Besichtigung  klar.

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Sorgen hatten sie beim Einzug über die Reaktion der Einwohner des Ortes ,  das Haus ist gegenüber einer Baptistenkirche, unnötige Sorgen , für die Bürger von Slaughter sind sie die Boys.  Viele Ladys aus der Stadt brachten Pflanzen,  die sind natürlich immer gut sichtbar an der Straße plaziert,  so dass das Haus im Sommer einen kreischend bunten Sichtschutz hat. Brett hat ausserdem bei der Auswahl der Pflanzen auf die Wanderungsbewegungen der Schmetterlinge aus Mexiko nach Kanada geachtet,  die Schmetterlinge benötigen 8 Generationen dafür,  ich werde mir mal ein  Foto  im Sommer schicken lassen.

Wieder habe ich etwas mehr über das tägliche Leben hier erfahren,  Darrin muss zur Zeit jeden Tag das Gericht anrufen,  da er Geschworener auf Abruf ist, jeden eingetragenen Wähler kann das ereilen.  Wir hatten 2 sehr entspannte Abende mit gutem Essen und Bourbon, ein interessanter gegenseitiger Austauschä. 
Gestern habe ich zunächst Fotos von Slaughter geschossen,  das hat mich mit dem Sheriff bekannt gemacht.  Er wollte wissen,  wer ich bin,  warum die Fotos,  war absolut freundlich und nach unserem Gespräch auch beruhigt. 

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Die Bank des Ortes wurde übrigens von Bonnie und Clyde ausgeraubt.  Zumindest steht das auf der Metalltafel am Eingang.  Auf Empfehlung von Brett habe ich mir anschließend St. Francicville angesehen,  ein Ort  mit einem gut erhaltenen historischen Distrikt und einem kleinen Museum.  Gegründet zunächst als Friedhof eines Franziskanerklosters von der anderen Seite des Mississippi,  wo es aufgrund von Überschwemmungen nicht möglich war, die Verstorbenen zu begraben.  Im 19.Jahrhundert und bis 1927 auch der Wohnort der Händler und Angestellten von Sara Bayou,  einem großen Hafen und Marktplatz für die Baumwolle,  ist der Ort natürlich vor allem durch die Plantagenhäuser geprägt.  Den Hafen musste man 1927 nach der großen Überschwemmung aufgeben. Die prägenden Veränderungen hier im Süden sind fast überall durch den Bürgerkrieg verursacht,  aber auch der Baumwollkäfer Anfang des 20. Jahrhunderts hat viel zu Strukturveränderungen beigetragen.

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In St. Francicville gibt es auch noch diesen uralten Friedhof,  die neogotische Kirche erinnerte mich sehr an Europa,  wahrscheinlich weil sie aus  Stein ist. Ebenfalls an Europa hat mich die Möglichkeit des Spazierens
erinnert, die Ortschaft ist alt genug für Bürgersteige.  Slaughter nicht, gestern Abend wollte ich zu Fuß Geld abholen, ich werde das nie wieder probieren.

Ich fuhr noch eine große Runde,  entlang des False River nach Baton Rouge, zweimal konnte ich den Mississippi kreuzen, Klasse. 

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Leider habe ich keine Fotos der Brücken, die eine (Aubudonbridge) existiert erst seit 2 Jahren,  hat aber sofort für Neuansiedlungen auf der Seite des Flusses gesorgt,  da sie die Fahrzeit nach Baton Rouge verkürzt.  In Baton Rouge hängt alles am Öl, die Skyline von der westlichen Seite aus gesehen,  besteht fast nur aus Raffinerien und anderen weiterverarbeitenden Betrieben. Die des öfteren in deutschen Foren geäußerte Meinung, die USA wären ein rückständiges, deindustrialisiertes Land ist schlicht falsch. Richtig ist,  das hier sehr viel schneller Industrien, aber auch Siedlungen,  Häuser aufgegeben werden,  die Menschen woanders hinziehen,  neue Hotspots entstehen.  Zum Thema Rückständigkeit bitte ich auch zu bedenken,  wie oft man am Tag zum Beispiel Google benutzt.  Die Funkabdeckung hat bis jetzt ebenfalls immer funktioniert,  wobei das natürlich im Westen des Landes ganz anders sein kann.
Bemerkenswert fand ich noch, wieviele Berufe Brett und Darrin  (beide so in den 40ern) schon ausübten,   vom Marine über Töpfer zum Zooangestellten, Restaurantmanager usw. Gut gefällt mir in diesem Land,  das niemand etwas zu erwarten scheint,  zumindest nicht von Institutionen, sondern zuerst die eigene Initiative da ist.  Sicherlich eine oft genannte Einschätzung , und sicherlich nur eine Facette.  Eine andere Facette in allen Unterkünften,  welche ich bisher bewohnte, ist der Krach. Sowohl von der Straße,  und vor allem von den Klimaanlagen. Das  scheint hier einfach zum Grundrauschen des Daseins dazu zu gehören.

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Nun werde ich mich in Richtung New Orleans bewegen. Ich bin gespannt. Bis bald.

Louisiana beautiful

Planänderung

Die Unterkunft in Memphis am Sonntag morgen verlassen,  zunächst Frühstück suchen,  dann schon mal raus nach Mississippi.  Memphis liegt an der südlichen Staatsgrenze, fast übergangslos beginnt ein flacher Acker.

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Der kurze Trip geht bis Tunica,  hier entsteht ein Casinozentrum. Dann wieder zurück nach Memphis, inzwischen ist mir klar, von der Beale Street viel zu wenig gesehen zu haben,  also noch eine Nacht Motel, diesmal sicher im Fussgängerbereich von Downtown. Die sehr freundliche Dame an der Rezeption informiert mich über ein Freikonzert des Memphis Jazzorchester, da bin ich auch am Abend. Natürlich habe ich mir anschließend noch andere Clubs angesehen,  so richtigen Blues habe ich leider nicht erwischt.  Die Beale Street ist gut durchorganisiert,  sicher und natürlich für Touristen vorgesehen.  Für eine Spurensuche nach den Wurzeln des Blues fehlt die Zeit,  leider,  und sicherlich auch kundige Führung.  In den Clubs wird auch Essen angeboten,  kulinarisch waren die USA kein Highlight bis jetzt,  aber auch keine Katastrophe. Ich freue mich über jeden Nichtburger.

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Ein absolutes Novum war, das im Jazzclub geraucht werden durfte. Hier schaut man normalerweise schon, wenn jemand auf der Straße raucht.  Das Jazzorchester war gut,  die Latte,  bevor jemand in diesem Land auf die Bühne darf, ist sehr hoch. Die Musiker hatten Spaß,  schöne Menschen tanzten,  fast alle mit irgendwas in Pink (Valentinstag ) geschmückt.

Am Morgen habe ich mir auch noch das Lorraine-Hotel angesehen, hier wurde 1968 Martin Luther King ermordet.  Es ist heute ein Museum, es lief gerade ein spannender Vortrag über seine letzten Predigten vor einem Publikum aus Pfadfindern und anderen Interessenten wie mir.

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Vor dem Museum sitzt übrigens eine Frau, die seit der Gründung dagegen protestiert, sie findet, es gäbe bessere Verwendungen, schon das Durchhaltevermögen nötigt Respekt ab.

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Der Vollständigkeit halber noch ein touristisches Ereignis. An jedem Vormittag um 11 werden im Peabody- Hotel Enten von der Dachterrasse  mit dem Fahrstuhl zu einem Springbrunnen in der Lobby gebracht, um 17 Uhr geht es zurück.  Der Brauch existiert seit den 50-ern, der jetzige Ententrainer ist der Vierte.  1948 haben 2 Jäger im Hotel versucht,  Enten im Springbrunnen auszusetzen,  eine Menge Jack Daniels soll im Spiel gewesen sein. Damals nicht so wohl gelitten,  hat sich daraus eine Tradition entwickelt,  welche jeden Tag großes Publikumsinteresse findet.

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Das Peabody ist übrigens umwerfend.

Am Montag morgen, nach unbeschadetem Überstehen des Nachtlebens, also ohne Beale Street Blues,  leider auch ohne das Mud-Island Museum gesehen zu haben , das ist, saisonal bedingt,  geschlossen, geht es weiter. Das Motel bietet Frühstück,  kontinental+Rührei, klasse.

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Mississippi ist, wie schon oben erwähnt, flach, im Moment sehr nass, es ist ja auch das Delta. Die Fahrt ist aus einem anderen Grund spannend, über das Radio kommen laufend Tornadowarnungen, die sind regional begrenzt, also verbringe ich viel Zeit mit dem Abgleich.  Das heißt checken wo das bedrohte County (eine Verwaltungseinheit, ähnlich unseren Landkreisen ) ist, und wo ich im Verhältnis dazu bin. Glücklicherweise weit weg,  im Laufe des Tages werden die Warnungen runtergeschraubt und ich kann eine längere Strecke bis nach Louisiana zurück legen.

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In Louisiana bin ich via Airbnb bei Brett und Darren angemeldet.  Der Ort heißt Slaughter  (nach den Gründern, hoffentlich nur), liegt kurz hinter der Grenze Mississippi / Louisiana,  hat 1200 Einwohner ,  schon wieder eine völlig andere Umgebung,  hier werde ich die nächsten beiden Tage verbringen, davon demnächst mehr.

Planänderung

Memphis somewhere

Sonntag,  14. Februar,  Valentinstag, nicht zu übersehen,  nicht zu überhören,  nur in den christlichen Radiostationen ist der Hype nicht ganz so wild. Auf den Fahrten hierher habe ich des öfteren den Predigten und Bibelauslegungen gelauscht, auch hier, amerikanisch professionell,  Betonung, Stimmlage bohren sich in das Gehör, es ist“gefühlt“ die Wahrheit.  Besonders wirkungsvoll ist die kurze prägnante Schlussfolgerung nach einer längeren Kette von Beispielen,  oft persönlicher Natur.  Gefallen hat mir eine Vormittagsexegese über Arroganz,  die Botschaft war, das wir nicht die Zukunft kennen,  nur Gott.  Mit verschiedenen Beispielen untermauert (Planung eines Fluges, Geschäfts, Abendessen) immer wieder auf den Punkt gebracht: „and that’s ARROGANT,  arrogant“. … Aber mit welcher Eindringlichkeit und Vehemenz,  immer persönlich und dringend! Leider war ich in den letzten Jahren nur auf normalen evangelischen Gottesdiensten, das auch sehr selten,  wahrscheinlich ist bei den freikirchlichen Veranstaltungen in Deutschland mehr Feuer drin, hier in den Staaten ist Religion eine sehr ernsthafte Sache.  Diese Predigt blieb mir vor allem wegen eines Ausflugs im mittleren Abschnitt  im Gedächtnis, es folgt eine freie Übersetzung :

Vor kurzen war ich wegen eines dienstlichen Termins in ..Haven.. (irgendeine Stadt) in Massachusetts, so ein Ort,  mit Künstlern, „creative People“
(die Anführungszeichen waren deutlich zu hören ) und da gab es auch einen Laden mit Tarotkarten und einer Frau,  welche die Zukunft aus der Hand lesen wollte, ich sage Euch, das ist des Teufels Trick,  flieht…

Natürlich ist das eine normale freie Meinungsäußerung eines Predigers, ich fand die clevere Einbindung der Ostküste in einen unchristlichen Zusammenhang (vorsichtig ausgedrückt) typisch, Esoterische Läden gibt es auch hier im Bible Belt. Übrigens bezeichnen werden sowohl Memphis und Nashville als Gürtelschnallen des Bibelgürtels bezeichnet. Es gibt unglaublich viele Kirchen hier.

Kurz vor der Abreise aus Memphis noch ein kurzer Überblick über die 2,5 Tage hier.  Mein preiswertes Quartier ist im Süden von Memphis in einem von tausenden flachen Holzhäusern,  deren bauliche Qualität nicht besonders ist.

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Meine Vermieterin und ich sind als Weisse hier die absolute Ausnahme.  Ich habe zunächst Downtown erwandert,  viele Hochhäuser aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts prägen das Bild, es gibt eine alte Straßenbahn,  allerdings nicht mehr schienengebunden und nicht elektrisch.

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Leider habe ich die meisten Fotos mit der Kamera geschossen,  ich liefere noch welche nach. Beale Street ist natürlich das Vergnügungsviertel,  die Straße ist für den Autoverkehr gesperrt und eine Blueskneipe reiht sich an die andere.  Spannend ist der „Kramladen“ von A. Schwab, ein riesiger Shop mit Platten, Plakaten,  Klamotten, Postkarten  usw., die meisten Waren mit Bezug auf Memphis und den Blues,  auch eine Museumsabteilung ist hier.

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Gegründet 1876 lautet der Werbespruch “ Wenn du es nicht bei Schwab findest,  hör lieber auf, zu suchen.  Es ist das letzte Original hier in Beale Street. Beale Street war mit einer der ersten Orte,  wo schwarze Geschäfte und Kneipen hatten,  um die Ecke wurde auch die erste afroamerikanische Bank gegründet.  Rassentrennung und Bürgerkrieg sind die Themen,  auf welche du im Süden dauernd  stösst. Nashville und Memphis haben den Bürgerkrieg dank frühzeitiger Besetzung durch die Nordstaaten heil überstanden, 1866 ist allerdings ein Dampfer auf dem Mississippi mit heimkehrenden Kriegsgefangenen der Nordstaaten explodiert,  mit ungefähr 2600 Opfer ist es das größte Schiffsunglück aller Zeiten.

Das Lorraine-Hotel in Memphis  ist der Platz, wo Martin Luther King 1968 ermordet wurde ,  das war auch die Zäsur der Bürgerrechtsbewegung, weg vom gewaltlosen Widerstand.

Im Stax-Museum, welches ich am Samstag besichtigte, ist diese Zäsur ebenfalls zu spüren. In den 60ern ein Tonstudio und Plattenladen,  wo Schwarz und Weiss gleichberechtigt und vor allem gemeinsam zusammenarbeiteten, haben sie 1974 dichtgemacht. Hier waren Isaac Hayes, die Staple-Singers, Rufus und Carla Thomas, Otis Redding und viele andere unter Vertrag.  Besonders beeindruckt hat mich das Tonstudio.  Offenbar so sehr beeindruckt, dass ich anschließend den Schlüssel meines Autos in den Kofferraum legte. Danke ADAC. Es hat 1.5 h bis zur Klärung gedauert.

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Am Freitag hatte ich auch mein persönliches Erlebnis mit der Rassentrennung.  Am Vormittag nach Downtown mit dem Bus gefahren,  hatte ich gegen 17 Uhr den Plan, zurück in mein Quartier zu fahren . Also Google gefragt,  um die Ecke von Beale Street,  2 Blocks weiter ist die Bushaltestelle. Die Haltestelle ist auf einem anderen Planeten,  viele Betrunkene und in anderer Weise angegriffenen Personen einem Laden,  viele Leerflächen und Minner, ein 60-jähriger riesiger Schwarzer sagt mir, das ich mich hinsetzen soll. Er trinkt Bier aus einer braunen Papiertüte und ist sehr schwer zu verstehen. Wir warten eine halbe Stunde auf den Bus,  unterhalten uns über Herkunft und Alter, einige Leute kommen vorbei,  Händeschütteln,  Hi five, Minner ist etwas sauer, dass ich nicht mittrinke.  Er fragt nach Geld,  was er mir einfach und später mit Eindringlichkeit sagt ist, das ich hier lebendig sitze wegen ihm. Ich habe mich auf 5 $ geeinigt. Der Bus fährt mich bis zur Umsteigestation, mir ist immer noch mulmig,  da es auch keine gutbürgerlichen Gegenden hier gibt.  Trotzdem laufe ich ein Stück an der Strecke, der nächste Bus hat einen weißen Fahrer, der ist richtig aufgeregt.  Er erklärt mir, dass Memphis die gefährlichste Stadt der USA ist, jeden Tag wird jemand umgebracht. Am Umsteiger informiert er den nächsten Bus und fordert mich inständig auf, an der Haltestelle stehen zu bleiben.  Das tue ich, der Bus kommt,  ein vorbeikommenender Jugendlicher weißt mich mit einem Grinsen darauf hin.
Angekommen im Quartier, habe ich mir 2 Dinge überlegt.  Meine rationale Überlegung war, es ist hell und in der Nähe eines Touristenmagnets, Busverkehr ist was normales. Ist es nicht,  sieh dir die Leute im Bus an, die sind oft richtig fertig,  so fertige Leute sehe ich in Berlin selten. Armut macht kriminell, und die meisten Gegenden hier sind arm.
Die zweite Überlegung war eine Erinnerung.  Ich habe mal einen Schaden an einem LKW verursacht,  weil ich in Sekundenschlaf gefallen bin.  Das ist lange her und darauf zurückzuführen, dass ich unbedingt einen Job beenden wollte.  Der Schaden war geringfügig, als ich die Rechnung über 200  € bekam, dachte ich nur,  das sollte Dir Dein Leben wert sein. Auch wenn mich Minner verarscht hat, die 5 $ war es wert.

Jetzt verlasse ich diesen Ort,  fotografiere mit dem Telefon und es geht südwärts, eine Kleinstadt wäre mal nett,  vorzugsweise mit Zentrum,  irgendwo.

Memphis somewhere

Downtown Memphis

In der Überschrift ist der Ort der Niederschrift enthalten,  genauer ein Coffeeshop in der Nähe von Mudisland, eine Insel im Mississippi mit einem Museum über den Mississippi. Dorthin sollte eine Monorail fahren, eine eingehängte Einschienenbahn, sie tut dieses im Moment noch nicht.  Hoffentlich später.  Neben der Beale Street (home of the blues) ein Platz,  den ich unbedingt sehen wollte,  und natürlich mit der Bahn fahren.

Die vergangenen 2 Tage habe ich wieder fahrend verbracht, diesmal nicht nur Highway und Interstate,  sondern auch den Natchez -Trail, eine kleine  (2 Spuren ) Straße durch einen Nationalpark.  Die Strecke beruht auf einem alten indianischen Handelsweg ungefähr von Tennessee ins Mississippidelta.

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Auf dem Foto ist Gordon-House zu sehen, eine alte Fährstation, welche noch mit der Genehmigung der Indianer zu Beginn des 19.Jahrhunderts errichtet wurde. Die Vertreibung der Eingeborenen von dieser Seite des Flusses erfolgte im ersten Quartal dieses Jahrhunderts.  Zusammen mit dem Plantagenhaus in der Nähe von Nashville sollte das eines der ältesten Gebäude von Tennessee sein.

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Gemeinsam ist beiden Gebäuden,  das sie in der Hauptsache von den Ehefrauen geführt wurden,  da die Hausherren als Landvermesser bzw. Händler den größten Teil des Jahres unterwegs waren.  Das Plantagenhaus wurde über mehrere Jahrzehnte erbaut,  dementsprechend unterscheiden sich die Inneneinrichtungen der Zimmer. 

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Zurück auf den Natchez-Trail. Die Geschwindigkeit von 50 Meilen wird angeblich streng aus der Luft überwacht,  da ich solche Strecken mit Tempomat fahre ist es vor allem wichtig,  die Konzentration aufrecht zu erhalten. Die Hinweise auf wilde Tiere, giftigen Efeu etc. sind natürlich auch ernstzunehmen, allerdings wirst Du in diesem Land wirklich oft genug schriftlich auf Gefahr und Regel und aus Nichtbeachtung folgende Bestrafung hingewiesen.  Leider war der Trail nach 30 Meilen gesperrt.  Um wieder einigermaßen in Richtung Memphis,  ich hatte mich am Mittwoch von Nashville aus nach Süden bewegt, fuhr ich durch diverse Parkways, die sind mit unseren Landstraßen, natürlich breiter,  vergleichbar und wieder war der gesamte Streckenrand bebaut.  Die Häuser und Ansiedlungen machten einen ärmlichen Eindruck, man lässt Ruinen auch oft stehen.  Dieser Teil Tennessee wird durch die Landwirtschaft geprägt,  die Menschen sehen abgearbeitet aus.

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Natürlich nur mein persönlicher Eindruck.  Auf der Suche nach einem Motel bin ich dann in Jackson gelandet,  dort einen Blog geschrieben und die Stadt besichtigt.  Natürlich mit dem Auto,  sich zu Fuß zu bewegen,  ist aufgrund der Grossfächigkeit amerikanischer Städte nicht möglich,  man bewegt sich sowieso zwischen Einkaufszentren fast geschlossenen Einfamilienhaussiedlungen. Am nächsten Morgen habe ich nochmals verifiziert,  das es kein eigentliches Zentrum gibt, dafür diesen jüdischen Friedhof entdeckt.

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Ein kurzer Einwurf zu den Fotos,  die sind quick&dirty mit dem Telefon geknipst, ich verwende auch eine Nikon,  mit wechselnden Objektiven, die Auswertung ist auf die Zeit Zuhause verschoben, wenn es etwas Brauchbares gibt,  werde ich es auf Instagramm publizieren.

Mit dem Start von Jackson/ Tennessee  (es gibt auch eins im Bundesstaat Mississippi ) hat mich die Sehnsucht nach dem Mississippi übermannt.  Kurzentschlossen wählte ich Caruthers im Staate Missouri als Ziel und kreuzte um die Mittagszeit „grand ol river“.

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Die Fahrt  vermittelte schon auf der Seite von Tennessee eine Ahnung der great plaines, welche westlich des Flusses folgen. Die Interstate leerer, vor allem Trucks,  große Felder, Landwirtschaft.  Caruthers, am westlichen Ufer des Mississippi hat ein Zentrum,  leider sind viele Läden geschlossen.

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Dieser kleine Schenker auf dem Weg nach Memphis ermögliche mir auch, meinem Tourkalender zwei Bundesstaaten hinzuzufügen,  Missouri und Arkansas.  Die westlich vom Fluss gelegene Südroute nach Memphis ist recht voll, vor allem Trucks, die Strecke wird von landwirtschaftlichen Flächen gesäumt.  Dann wieder Richtung Osten, über beeindruckende Brücken den Mississippi kreuzend, vorbei an einer beeindruckenden Pyramide und willkommen in Tennessee.  Die Pyramide ist aus den 80-ern, geplant als Veranstaltungsort, 66 Mio. Dollar,  jetzt eines der größten Outdoor-Shoppingcenter. Die Pyramide übrigens als Zeichen der Verbundenheit mit dem ägyptischen Memphis.

Auf dem Mobiltelefon ist noch kein Foto von der Pyramide,  das gibt es,  wenn ich von Memphis erzähle, hoffentlich auch von Mudisland.  Bis später

Downtown Memphis

On the road

Nun also fort von Nashville,  go West, go Mississippi.
Heute mal wieder Gesammeltes, zum Beispiel zum dritten Mal die Bierpreise von Nashville.  Seid bitte nicht entsetzt,  wenn sich manche Angaben wiederholen,  es ist nicht so komfortabel mit dem Smartphone zu schreiben,  Maus und Tastatur fehlen mir sehr,  aber es funktioniert,  ein Notebook werde ich mir hier nicht kaufen.

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Die Preise in den USA sind höher,  dass muss ich berichtigen,  gerade Lebensmittel.  Sicherlich gibt es für die hier Ansässigen viele Möglichkeiten,  per Coupons Rabatte zu erkämpfen,  ich schreibe bewusst kämpfen,  Einkauf ist ebenfalls Volkssport.  Aber die Preise sind höher,  selbst bei Aldi USA.  Das war ein seltsamer Anblick in Birmingham,  dieselben Regale,  dieselbe Aufteilung der Gänge und Kassen.
Wettbewerb ist einer der tief verankerten Grundsätze der amerikanischen Gesellschaft,  ich denke,  das ist auch eines der größten Missverständnisse zwischen den Vereinigten Staaten und Europa.  Die USA gehen selbstverständlich davon,  daß den Europäern klar ist, dass sie ihre,   und nur ihre,  Interessen vertreten,  zumindest in manchen deutschen Gazetten und Leserbriefen kommt doch immer wieder Erstaunen darüber auf.

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Nun, wo wir schon in diesem Bereich sind, die Vorwahl in New Hampshire ging so aus, wie vorausgesagt.  Ich hatte darüber ein gutes Gespräch mit Ruby, meiner afroamerikanischen Mitbewohnerin in Nashville.  Ruby ist aus Kalifornien, nicht aus Illinois,  das erklärt auch gut  die Entsetzensschreie bei Schnee.  Ruby sagt, Donald Trump schiebt die Schamgrenze dessen,  was man sich zu sagen traut ,  auf ein neues Terrain,  gedacht haben das die Wähler von ihm auch schon vorher.  Sie war richtig  wütend und versicherte, ihren Pass abzugeben,  wenn dieser …..amerikanischer Präsident wird. Sie wartet noch auf einen Überraschungskandidaten des republikanischen Establishements, geht ansonsten davon aus,  das Hillary auch von vielen Republikanern unterstützt werden würde. Wenn denn Hillary. …, schließlich hat ja Bernie Sanders im Moment die Nase vorn.

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Genug davon, demnächst geht die  Show in South Carolina weiter, der Heimat von Frank Underwood, der ist zum Glück nur eine Serienfigur (Kevin Spacey in „House of Cards“, wirklich gut).

Aus Illinois war übrigens die andere Mitbewohnerin,  diese unterrichtet in Nashville in IT-Kursen. Ruby ist ebenfalls  im Computergeschäft unterwegs,  erstellt,  wenn ich es richtig interpretiere, Profile im Netz, also Homepage,  Instagramm, Facebook, LinkedIn usw. und das alles gemixt ,  sie war wirklich nur  im Netz. Sie  schätzt,  das 25% der Amerikaner diese Art auf Tour und im Netz  zu leben, bevorzugen.
Das die beiden Amerikaner hier über längere Zeit bei Chris wohnten,  zeigt mir,  daß ich wirklich eine gute Wahl traf mit Airbnb.  Ich kann diese Art der Unterkunft auch nur weiterempfehlen, nicht nur die deutlich geringeren Kosten sprechen dafür,  auch der direkte Draht zu den Einwohnern bereichert.

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Es ist sicherlich ein Zeichen unserer immer mehr ins virtuellen tendierenden Welt, das die größten Transportunternehmen und die größte Vermietungsagentur keinerlei Fahrzeuge oder  Wohnungen / Häuser besitzt.
Diesen Beitrag schreibe ich jetzt aber in einem Motel in Jackson,  aus diesem muss ich gleich auschecken. Motels kosten ab 40 $ aufwärts, AirBnB geht, je nach Lage und Komfort ab 25 $ los.  Ein Frühstück ist im Imbiss so um die 10$ zu haben. Demnächst mehr aus Memphis, auch wieder mehr von der Tour. Die Skyline von Nashville habe ich jetzt auch nachgeliefert.

On the road

Wochenende 2

Jetzt, kurz vor der  Abreise Richtung Memphis noch ein Blick zurück auf die Zeit in Nashville.
Auch am Sonntag, Montag und gestern habe ich mich in der Innenstadt aufgehalten,  verschiedene Sehenswürdigkeiten besichtigt und natürlich der Musik von Music-City gelauscht.  Diese kommt von überall,  auch aus schwarzen Kästen am Straßenrand mit einmontierten Lautsprechern.

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Mir hat es gefallen,  mich den Broadway und die angrenzenden Straßen treiben zu lassen, und je nach Klang, Aussehen einen Blick oder Besuch zu wagen.  Bier (0,3 l) kostet ungefähr 5 $, Cola, Limonade 2 $. Essen gibt es auch überall,  ab 10 $ aufwärts.  Zum Essen sollte man vielleicht nicht hierher kommen.  Natürlich wird es sehr gute Restaurants geben,  die sind dann aber woanders,  preislich,  angesiedelt. 

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Insbesondere am Sonntagabend hat es großen Spaß gemacht,  durch die nicht mehr so vollen Auftrittsorte zu schlendern.  Jüngere Musiker, meist  Americana/ Countryrock orientiert tragen Holzfällerhemden und Vollbart, wie auch ihre Fans.  Irgendwo habe ich gelesen, dass Revolutionen immer von bärtigen jungen Männern durchgeführt werden,  hier in Nashville ist genügend Potential.  Da allerdings Revolutionen oft mit Blutbädern einhergehen,  am Ende die Opportunisten siegen, ist mir der melancholische Ansatz der jungen Leute wesentlich lieber. Im Gegensatz zu den „Mainstream“Bands sind bei den jungen, traurigen Leuten keine Frauen in der Besetzung.

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Die älteren Kollegen und Kolleginnen  bevorzugen oft Hüte,  bei den ganz traditionellen Bands  (z B Bluegrass ) sowieso Pflicht.  Ausser Jeans gibt es keine Hosen.

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Äußerst angenehm ist das Rauchverbot,  keine Kopfschmerzen  nach einem Kneipenbesuch zu haben, das gewöhn ich mir gerne an.
In Nashville lebt ein großer Teil der Einwohner von Musik, dementsprechend ist der Grad der Professionalität.  Ein Soundcheck dauert 10 Minuten,  der Sound ist nie übersteuert, das Nie ist ernstgemeint, auch die Bühnenpräsenz ist geübt.  Natürlich werden meist Klischees bedient,  der Mann am Bass ist stoisch unbewegt,  mit dem Publikum reden Sängerin und Sänger, der Broadway von Nashville ist nicht der Ort, um neue musikalische Trends zu entdecken,  auf jeden Fall aber für gute Musik auf professionellem Niveau.  Ich habe eine gute Mischung in den Tagen hier gesehen,  insbesondere im „The Stage “ und „Tootsies“ hat es mir gefallen.  Im Tootsies eine sehr tolle Geigerin,  fetziger elektrischer Country , und, für einen Sonntagabend richtig gute Stimmung.

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An den anderen Abenden in der Woche ist es natürlich ruhiger,  das Wetter,  der Schnee und unangenehme Kälte sind eingezogen,  haben dazu beigetragen,  das keine Straßenmusiker zu erleben waren.

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Von meinem Aufenthaltsort verabschiede ich mich jetzt,  3 Tage Memphis warten,  die Übernachtung wieder per Airbnb geklärt,  dazwischen aber noch eine Nacht Motel. 
Ich möchte gerne noch etwas über die Architektur und die Umgebung Nashvilles schreiben, aber nicht jetzt, die Skyline fehlt auch noch.

Wochenende 2

Ein Wochenende in Nashville

Trotz einiger Fehlstellen möchte ich jetzt aktuell fortsetzen.  Es war das  Wochenende des Superbowls, einige Dutzend Minuten habe ich es mir hier in Donelson Hill, mein aktueller Wohnort,  auch angesehen.  Es gibt sehr viel mehr Unterbrechungen als im Fußball,  ein bananenförmiger „Ball“ wird jeweils in gegnerische  Richtung über das Feld getragen,  allerdings wird das sofort durch Umrennen unterbunden…ich verstehe die Regeln nicht, gebe daher auf mit Erklärungsversuchen des American Football. Für meine temporären Mitbewohner war sowieso die Halbzeitshow das Ereignis,  Coldplay,  Bruno Mars und Beyonce bestritten diese. Natürlich eine aufwendige Show, das Feld ist voller Mitwirkender, mich hat es nicht so überzeugt,  das liegt sicherlich auch an Alter und Sozialisierung.  Ebenso ist es eine Frage von nationalem Interesse,  welche Werbeclips in der Halbzeit gezeigt werden.

Viele Ideen der Berichterstattung wie Expertenrunde, zwei sich quasi die Bälle zuwerfende Kommentatoren  sind ja inzwischen auch im Deutschen Fernsehen angekommen. Mit welchem Neid die Produzenten von Fußballübertragungen in Europa  auf die vielen Unterbrechungen beim Football blicken,  es werden sofort Werbeclips eingeblendet , mag ich mir nicht vorstellen.  Die Spielübertragung vermittelt oft den Eindruck, als ob über das Fernsehbild eine Ebene mit einem Computerspiel gelegt wurde,  soviele Popups, Logos der Sponsoren springen auch während des Spiels ins Bild.
Wer sich dafür weiter interessiert,  dem seien YouTube und Spiegel-Online empfohlen,  besonders SPON hat in den letzten Tagen einige interessante Artikel veröffentlicht.

Nashville schmückt sich mit dem Beinamen „Music City“, absolut korrekt und natürlich professionell vermarktet.  Nashville hat ein Zentrum und viele Fußgänger , ab 11:00 spielen in den Pubs und Saloons Countrybands. Das Repertoire ist breitgefächert, meist die rockigere Version des Country. Ab dem Nachmittag wird die Innenstadt immer mehr zu einem Vergnügungsviertel,  Massen von gutgelaunten teilweise auch gut angetrunkenen Menschen schieben sich über den Broadway und die angrenzenden Straßen, viele Gruppen und Familien. 

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In den Pubs ist um diese Zeit eine gute,  aber noch verhaltene Stimmung, viele interessieren sich wirklich für die Musik.  Den Altersdurchschnitt gibt es nicht,  will sagen,  es sind alle Altersgruppen vertreten,  allerdings meist caucasian,  also europäischen und lateinamerikanischen Ursprungs (irgendwann) , Afroamerikaner natürlich auch,  aber hier nicht in Höhe des Anteils an der Gesamtbevölkerung.

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Ich war am Samstag in einigen Pubs, besonders im „The Stage“ hat es mir gut gefallen.  Eine Countryrockband gab sich alle Mühe, ihre offensichtlich neue Sängerin einzubinden,  das, auch wenn es jetzt paradox klingt,  sehr professionell.  Natürlich war auch die Sängerin schon länger im Geschäft, mit einem eigenen Programm, zwischendurch wurden öfter technische und musikalische Details diskutiert,  sehr humorvoll,  nie verletzend.  Der Rest der Band stand sicherlich schon hunderte Male in der Besetzung auf der Bühne.  In den anderen Orten waren Singer/ Songwriter auf der Bühne, welche ein mit vielen Publikumsanimationen, Scherzen gespicktes Programm hatten,  teilweise sehr eingeübt.
Getrunken  werden Bier und Mixgetränke,  Bier in großer Auswahl und in 0,3 l Flaschen  (12 oz) für ungefähr 5 $.Trinkgeld geht in ein Extragefäss auf dem Tresen.  Da das Personal hauptsächlich davon lebt,  sie müssen es sogar pauschal versteuern,  sollte man wenigstens 10% geben.  Das tun am Nachmittag nicht alle,  an Abend gleicht sich dieses bestimmt aus. Ein junger Mann,  welcher mit seiner Freundin vor der Bühne tanzte, fing trotzdem schon mal an und warf Geldscheine in die Gegend. Auch wenn die Geldscheine schwer zu unterscheiden sind,  selbst bei 1-Dollar-Scheinen waren es ein paar Dutzend.  Das ist wohl die Haltung der Besucher von Nashville, ein paar Dollar,  eher ein paar Hundert Dollar einstecken und einen draufmachen. Warum nicht.

Leider konnte ich nicht so sehr feiern,  da ich motorisiert war. Inzwischen hat mir Ruby aber gezeigt, dass es doch einen öffentlichen Nahverkehr in Nashville gibt, der ist am Wochenende ausgedünnt, aber heute Abend  (heute ist Montag,  der 8.Februar) werde ich ihn nutzen. 

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Am Samstag morgen war ich in Hendersonville,  am Grab von June Carter und Johnny Cash.  Der Ort ist 25 Meilen, also 40 km von Nashville entfernt,  Familie Carter-Cash hatten hier eine Villa.  Diese Villa ist leider abgebrannt,  die Info habe ich aus dem Johnny-Cash-Museum in Nashville , dort war ich um die Mittagszeit. Der Eintritt hier kostet 18 Dollar,  T-Shirts und andere Devotionalien im Museumshop fangen ab 20 $ an. Nun,  ich mag die Musik von Johnny Cash,  finde seinen Weg des Lebens interessant und ich glaube,  er versteht, wenn es denn eine Metaebene gibt, das ich es beim Eintritt beließ. 

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Zum Abschluss dieses Beitrags noch ein Wort zur Skyline von Nashville.  Sie sagt Hallo! Und ich hab kein Foto von ihr, diese Fehlstelle werde ich jetzt schließen.  Cu. Detlef Fischer

Ein Wochenende in Nashville